Für wen
Barrierefreiheit?

Menschen mit Behinderungen benötigen barrierefreie Webseiten, um diese problemlos navigieren zu können. Barrierefreiheit bietet jedoch auch Anderen Vorteile.

Warum Barrierefreiheit?

Die Selbstständigkeit von Menschen mit Behinderungen muss gewährleistet werden. Es ist selbstverständlich, dass öffentliche Gebäude zugänglich für Rollstuhlfahrer sein müssen, ebenso gilt es, dass Online-Spaces zugänglich für Menschen sein müssen, die diesbezüglich Behinderungen haben. Das Internet gewinnt zunehmend an Relevanz für viele Bereiche des Lebens, Handel, Regierung, Gesundheitswesen und einen nie dagewesenen Zugang zu Informationen und Entertainment.

SehBehinderungen

Der WHO zufolge haben weltweit etwa 2.2 Milliarden Menschen eine Sehschwäche. Davon sind 39 Millionen vollkommen blind und 285 Millionen sehbehindert – ein signifikanter Teil der Bevölkerung. Sehbehinderungen jeder Art stellen im visuell orientierten Internet, eines der größten Hindernisse dar.

Sehbehinderungen:

Sehbehinderungen sind vielfältig und können sich auf unterschiedlichste Weise auf das Sehvermögen auswirken, daher ist es nicht möglich, eine übergreifende Lösung zu empfehlen. In manchen Fällen reicht es, die Schriftgrößen und -arten anzupassen, in anderen die Kontraste zu erhöhen oder einen Kontrastmodus für die Webseite anzubieten. 

Zu den häufigsten Sehbehinderungen gehören z.B. Kurz- und Weitsichtigkeit, Astigmatismus, Grüner Star, Grauer Star, Makuladegeneration und Retinitis Pigmentosa.

Farbblindheit/Farbsehschwäche:

Etwa 8% der Männer und 0,5% der Frauen leiden unter einer Art der Farbblindheit, das heißt, sie können bestimmte Farben nur schlecht oder gar nicht als diese erkennen. Es gibt verschiedene Arten von Farbenblindheit, die sich alle anders auf die Sehfähigkeiten der betroffenen Personen auswirken. Menschen nehmen Farben mit den sogenannten Zapfenzellen in der Netzhaut des Auges wahr. Von diesen Zapfenzellen gibt es drei Typen, einen, der besonders empfindlich auf Rot reagiert, einen, der besonders empfindlich auf Blau reagiert und einen, der besonders empfindlich auf Grün reagiert. Menschen, bei denen diese Zapfenzellen alle richtig funktionieren, die also alle Farben erkennen können, werden wissenschaftlich als Trichromaten bezeichnet. Bei farbenblinden Menschen funktioniert entweder ein Zelltyp nicht (Dichromasie), es funktionieren zwei Zelltypen nicht (Monochromasie) oder keiner der Zelltypen funktioniert (Achromasie).

Zusätzlich gibt es Farbsehschwächen, anomale Trichromasie, bei denen zwar alle Zelltypen funktionieren, einer aber nicht einwandfrei, was dazu führt, dass die betroffene Farbe zwar erkannt werden kann, es aber zu Unterscheidungsschwierigkeiten mit anderen Farben kommt.

Farbenblinde Menschen sind durchaus in der Lage, Webseiten problemlos zu navigieren, sofern wichtige Informationen nicht durch Farben vermittelt werden. Anstatt Infografiken oder Diagramme farbkodiert zu erstellen kann beispielsweise auf Musterungen zurückgegriffen werden. Zudem sind Menschen mit Farbfehlsichtigkeit oft blendempfindlicher, weshalb dunkle Schrift auf hellem Hintergrund zu Problemen führen kann, da die Schrift überstrahlt werden kann. Daher ist es von Vorteil, wenn betroffenen Menschen ein Kontrastmodus angeboten wird und ihnen die Möglichkeit gegeben ist, das Farbschema anzupassen.)

Blindheit:

Menschen ab einer Sehschärfe von unter 2% gelten vom Gesetz aus als blind. Das betrifft sowohl Menschen, die über absolut keine Sehkraft verfügen, aber auch Menschen, die zwar vereinzelte optische Reize, wie Hell-Dunkel wahrnehmen können, aber mit diesen Wahrnehmungen kaum Nutzen entnehmen können. Hier liegt wohl die offensichtlichste und größte Barriere und blinde Menschen sind auf technische Hilfsmittel angewiesen, um Webseiten navigieren zu können. Diese Hilfsmittel umfassen beispielsweise Screenreader oder Braille-Tastaturen.

Hörbeschädigungen

Gehörlosigkeit und nachlassendes Hörvermögen scheinen auf den ersten Blick vielleicht weniger relevant für ein barrierefreies Internet zu sein, jedoch wird bei diesem Gedanken außer Acht gelassen, dass gravierende Hörschäden in manchen Fällen mit verminderten Sprachkompetenzen einhergehen.

Gehörlosigkeit:

Gehörlosigkeit bezieht sich auf Menschen mit absolutem Hörverlust. Es ist wichtig zu bedenken, dass Menschen, die beispielsweise von Geburt an taub sind, ein ganz anderes Verständnis für Sprache haben, als hörende Menschen. Sie haben oft kein Konzept von gesprochener Sprache, was es erschwert, geschriebene Sprache und Symbole zu erfassen. Hier kommt es aber darauf an, wie sie im Kindesalter gefördert worden sind. Dieses fehlende Konzept für Sprache führt oft aber auch zu sozialen und kognitiven Problemen, das heißt, taube Menschen haben oft Schwierigkeiten, Zusammenhänge und Inhalte zu erfassen. Zusätzlich zu Textalternativen zu Video- und Audioinhalten sollten diese Texte und Texte generell daher in leicht verständlicher Sprache verfasst werden. Nach Möglichkeit sollten Videos auch mit Gebärdensprache übersetzt werden, die der übliche Kommunikationsweg für gehörlose Menschen ist.

Schwerhörigkeit:

Mit Schwerhörigkeit ist jegliche Einschränkung des Hörvermögens gemeint. In den meisten Fällen tragen betroffene Menschen schon Hilfsmittel wie Hörgeräte, dennoch ist es von Vorteil, Untertitel, Alternativtexte oder Transkripte für Video- und Audioinhalte zu bieten, um das Verständnis dieser zu unterstützen.

MOtorische Behinderungen

Motorische Einschränkungen sind breit gefächert. Wenn es um Barrierefreiheit im Internet geht, bezieht sich dieser Punkt jedoch hauptsächlich auf Beeinträchtigungen rund um die Hände, (Krankheiten wie Multiple Sklerose, Muskeldystrophie, Parkinsons, oder Folgen eines Schlaganfalls, um nur einige Beispiele zu nennen), da diese bei der Bedienung eines Computers oder eines Handys eine essentielle Rolle spielen. Vielen Menschen mit motorischen Einschränkungen fällt es schwer, oder sie sind gar nicht in der Lage, eine Maus zu bedienen, sie punktgenau zu steuern oder Tastenbefehle wie Doppelklicks auszuführen, daher ist es wichtig, dass Webseiten auch vollständig mit der Tastatur bedienbar sind. 

Um die Tastatureingabe zu erleichtern gibt es zusätzlich speziell ausgerichtete Tastaturen (Großfeld-, Kleinfeld-, oder Minitastaturen) und für Menschen, für die auch die Tastatureingabe unmöglich ist, gibt es alternative Eingabewerkzeuge die sich entweder mit dem Mund (mit der Zunge oder durch blasen), durch Eyetracking, oder auch durch Kopfbewegungen bedienen lassen. 

Um hier über die technischen Hilfsmittel hinaus als Gestalter zur Barrierefreiheit beizutragen und motorisch eingeschränkte Menschen zu unterstützen, sollten nach Möglichkeit zu kleine Schaltflächen und Buttons vermieden werden, damit diese leicht anzusteuern sind.

Kognitive Behinderungen

Kognitive Beeinträchtigungen umfassen eine breite Masse an Einschränkungen, die sich kaum auflisten lassen. Die am häufigsten in dieser Kategorie auftretenden umfassen Lernschwächen wie Dyslexie, ADHS, Konzentrationsschwächen, genetische Krankheiten wie Trisomie 21 und durch Unfälle verursachte Gehirnschäden, aber auch Alterskrankheiten die Demenz. Hier ist es besonders wichtig, dass die Inhalte und die Navigation einer Webseite leicht verständlich sind, da bei komplizierter, fremdwortlastiger Sprache und einer komplexen Navigation auch technische Hilfsmittel keine Lösung bieten können.

Nicht nur kognitiv eingeschränkte Menschen profitieren jedoch von leichter Sprache oder klarer Navigation, auch beispielsweise Menschen, die die Sprache nicht fließend beherrschen, tauben Menschen oder Menschen in einem störungslastigen Umfeld wird so der Umgang erleichtert.